Die geheimen Filter des „News Feed“

Facebook_Logo_Credit: Gregor Gruber

Der „News Feed“ ist, wenn man so will, das Herz jedes Facebook-Profils. Er zeigt dem Besitzer Updates, also etwa Statusmeldungen, Fotos, Kommentare, etc. der Freunde. Doch was die Nutzer zu sehen bekommen, wird gefiltert. Das sieht man schon daran, dass es eigentlich zwei „News Feeds“ gibt: Die „Hauptmeldungen“ sind standardmäßig immer zuerst zu sehen, wenn man sich einloggt und zeigen nur einen kleinen Ausschnitt aller Inhalte, die die Facebook-Freunde online stellen. Daneben gibt es die Option „Neueste Meldungen“, die viel mehr Updates enthält. Schlussfolgerung: Facebook filtert die Inhalte und zeigt uns nur einen kleinen Teil aller Aktivitäten unserer Kontakte. In anderen Worten: Facebook setzt uns unaufgefordert Scheuklappen auf, denn nach welchen Regeln einige Inhalte in die „Hauptmeldungen“ gelangen und andere in „Neueste Meldungen“ versteckt bleiben, ist nicht klar – bis jetzt.

Ein einmonatiges Experiment der Blogger von „The Daily Beast“ zeigt, wie der News Feed in etwa tickt. Die wichtigsten Regeln sind:

  • Neue Nutzer werden benachteiligt Die Statusmeldungen von neuen Mitgliedern tauchen nur selten oder gar nicht in den „Hauptmeldungen“ jener Nutzer auf, die schon lange bei Facebook sind. Erst, wenn sie viele Aktionen setzen, steigen sie offensichtlich in der Hierarchie auf und tauchen in den „News Feeds“ der anderen auf.
  • Links sind mehr wert als Statusmeldungen Wie das Experiment zeigte, schaffen gepostete Links es leichter in die Hauptmeldungen der anderen als reine Status-Meldungen. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Facebook seine Funktion als Traffic-Lieferant für externe Webseiten stärken will, weil Fremdseiten umgekehrt so in immer größere Abhängigkeit von Facebook gelangen. (Anm.: Einer Studie von US-Informatikern ist allerdings jeder zehnte Link eine unerwünschte Werbebotschaft, auch Spam genannt).
  • Fotos und Videos sind mehr wert als Links Am leichtesten gelangen offensichtlich Fotos und Videos in die Hauptmeldungen der Facebook-Freunde. Auch das ist leicht erklärt: Rund um Bilderinhalte entsteht am einfachsten Interaktion, außerdem sorgen diese dafür, dass die Nutzer viel Zeit auf Facebook verbringen. Ein Status-Update ist schnell gelesen, das Betrachten von Videos und Fotoalben können viel Surf-Zeit verschlingen.
  • Kommentare werden bevorzugt Wenn ein geposteter Inhalt viele Kommentare bekommt, findet er viel leichter seinen Weg in die Hauptmeldungen der anderen als Inhalte, die nicht kommentiert werden.
  • Große Netzwerker sehen weniger Neues Das „Daily Beast“-Experiment zeigte auch, dass Personen mit vielen Facebook-Freunden weniger Inhalte von neuen Mitgliedern sehen als solche, die nur 100 oder 200 Freunde haben.
  • „Neueste Meldungen“ ebenfalls gefiltert Eigentlich sollte man meinen, dass in „Neueste Meldungen“ alle Updates angezeigt werden. Laut „The Daily Beast“ gab es im Experiment aber immer wieder Fotos, Status-Updates oder Links, die es nie in die „Neuesten Meldungen“ der anderen schafften.

Facebook nimmt also aktiv erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung, ohne bekannt zu geben, nach welchen Regeln die Filter eingestellt sind. Kein Nutzer hat die Möglichkeit, die Regeln nach seinen eigenen Bedürfnissen zu justieren – zumindest diese Option sollte ihnen aber gegeben werden.

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