Gastkommentar: „Facebook, der gläserne Tresor“

Timmo Credit: Jakob Steinschaden

Heute haben ich einen interessanten jungen Mann kennengelernt: Der Wiener Schüler Timmo A. (14) war zum Schnuppern in der Redaktion des KURIER und wollte als Technik-Begeisterter gleich zu uns ins KURIER FUTUREZONE-Ressort. Nach einem kurzen Gespräch über seine Interessen fand ich heraus, dass er anders als viele seiner Altersgenossen kein Facebook-Mitglied ist. Deswegen bat ich ihn, einen Kommentar für diesen Blog zu dem Thema zu verfassen, den er spontan, gespickt mit vielen Fakten, interessanten Insights und in rekordverdächtiger Zeit auch ablieferte. Hier sein Artikel:

Der Gläserne Tresor und andere Datensammler

Facebook ist zweifelsfrei eines der größten (wenn nicht sogar das größte) Social Network der Welt. Die Firma ist nicht an der Börse notiert, sein Wert beläuft sich laut „Goldman Sachs“ jedoch auf 50 Mrd. US-Dollar (was dem Vermögen von Bill Gates 2008 entsprach), und es ist eine große Datenbank die, nicht zu unrecht, auch „der gläserne Tresor“ genannt wird. Facebook war die Erfindung des jungen “How-to-connect-People”-Genies Mark Zuckerberg, der diesen Datenriesen im Jahre 2004 gründete, aus dem eigentlichen Grund, sich mit seinen studierenden Kollegen leichter austauschen zu können. Den Moment, in dem Facebook online ging, könnte man als die wahre Eröffnung des Web 2.0 bezeichnen.

Inzwischen entwickelt sich Facebook jedoch immer weiter in Richtung einer gigantischen Werbe- und Marketingseite. Zudem gibt es immer wieder Streitigkeiten, was denn jetzt schlussendlich mit den Daten passiert, die man hochlädt. Wer sich die Mühe gemacht hat und die Lizenzvereinbarung beim Registrieren gelesen hat, der könnte daraus entnehmen, dass die Daten sogar weitergegeben werden und nach dem endgültigen Löschen eine Accounts (was gar nicht mal so leicht ist wie man glaubt, mehr siehe http://futurezone.at) immer noch 3 Monate lang aufgehoben werden.

Ist es da verwunderlich, dass es auch Leute wie mich, strikte Facebook-Verweigerer, gibt? Doch trotz dieser erschreckenden Fakten steigt die Popularität des Online-Unternehmens immer weiter, und das Schlimmste ist: Es gibt kaum Alternativen. An Schulen wird der Gruppenzwang, Social-Networks beizutreten, immer größer. Dazu hat im Durchschnitt jeder Facebook-User 130 “Friends”, doch von der deutschen Bedeutung von “Freund” ist man damit weit entfernt: 4-5 sind Personen, die man wirklich kennt, die anderen 125 Individuen sind höchstens flüchtige Bekannte.

Eine, meiner Meinung nach, sehr sinnvolle Alternative ist das kostenfreie IP-to-IP-Calling Programm Skype (http://skype.com). Es ist ein Desktop Tool, bei dem die Daten weitaus kürzer und vertraulicher behandelt und gespeichert werden. Zudem ist hier die Rate der unbekannten “Friends” weitaus geringer. Mit Skype kann man kostenlos Anrufe zu anderen Skype Usern führen, oder zu sehr billigen Tarifen ins Festnetz anrufen, oder chatten. Für alle, die doch nicht gänzlich auf ihren Facebook Zugang verzichten wollen, ist Skype ebenfalls sinnvoll, da es in den neueren Versionen eine Facebook-Anbindung gibt, mit der man direkt vom Desktop aus Statusupdates versenden und chatten kann.

Inzwischen gibt es ja auch Sozial Networks von anderen renommierten Anbietern, wie zum Beispiel Google, die Facebook den Rang abkaufen wollen. Googles Orkut sieht auch recht schön aus und ist, was Bugs und anderes Kleingetier betrifft, viel sauberer und schneller. Das mag auch an der nicht ganz so großen Flut an Usern liegen. Was das Sammeln von Daten angeht ist, Google jedoch um nichts besser als Facebook, nein, teilweise sogar noch schlimmer. Man erinnere sich an den StreetView Skandal bei dem, laut ZDF und ARD, WLAN- und E-Mail-Passwörter ausgespäht wurden.

Meiner Meinung nach ist ein persönliches Telefonat (ob über Skype oder ein Telefon) immer noch der beste Weg, um mit Freunden zu kommunizieren.

– Timmo A.

Vielen Dank von meiner Seite an Timmo, ich wünsche ihm viele weitere erfolgreiche Artikel, weiter viel Spaß an der Technik-Welt und hoffe, dass er seiner kritischen Sichtweise auf die Entwicklungen im Internet weiter treu bleiben wird.

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