Ich werde des Öfteren gefragt, wie Facebook unsere Freundschaften verändert. Mit einer neuen, kostenlosen Facebook-App namens Social Graph kann man diesen Wandel sehr gut darstellen. Oben im Bild sehen Sie das Beziehungsgeflecht meiner Facebook-Freunde: Je stärker sie untereinander verflechtet sind, desto näher stehen sie im Zentrum, jene, die nur wenige Kontakte mit meinen anderen Facebook-Freunden haben, werden in der Peripherie angezeigt. Es sind deutlich drei Kerne zu erkennen:
- Starke Beziehungen: Hier finden sich enge Freunde, Familienmitglieder, gute Bekannte, etc.
- Schwache Beziehungen: Hier zentrieren sich v.a. Arbeitskollegen und Leute aus der Branche um einen zweiten Kern, da sie untereinander ebenfalls stark vernetzt sind.
- Latente Beziehungen: Hier sind viele Personen versammelt, die ich auf Reisen u.ä. kennen gelernt habe und zu denen ich ohne Facebook den Kontakt eigentlich abgebrochen hätte.
Tatsächlich verändert das Online-Netzwerk nicht oder nur kaum, wie wir mit unseren besten Freunden umgehen, da wir ihnen in erster Linie offline begegnen. Was sich sehr wohl verändert, sind nicht diese starken Beziehungen (strong ties), sondern die schwachen Beziehungen (weak ties), die wir haben. Wir haben nach wie vor ein Kernnetzwerk von fünf bis acht Personen, zu denen wir intensiven und intimen Kontakt haben (etwa den Eltern, dem besten Freund, dem Lebenspartner etc.), aber die Zahl der unregelmäßigen Bekanntschaften nimmt durch Facebook stark zu. Früher machte man in seinem Leben viele Bekanntschaften (z.B. das sympathische Pärchen im Urlaub, den netten Sitznachbarn im Zug, den witzigen Kollegen auf einer Konferenz im Ausland), die nur kurz in unser Leben traten und dann wieder verschwanden. Das sind so genannte latente Beziehungen: Man kennt sich, hält den Kontakt aber auf Stand-by.
Von „latenten“ zu „schwachen“ Beziehungen
Durch Facebook werden diese latenten Beziehungen zu schwachen Beziehungen: Denn sobald man sich friendet, hat man gegenseitig ständigen Zugang zu Informationen des anderen und wird außerdem dank News Feed ständig an den anderen erinnert. Dadurch ergeben sich die verhältnismäßig großen Zahlen an Online-Kontakten (bei Facebook im Schnitt 130), die wir haben. Allerdings: Die vielen schwachen Bekanntschaften haben meist auf genau die gleichen Daten Zugriff wie die starken Bekanntschaften, also unsere Freunde im echten Leben. Das sind viele Menschen nicht gewohnt, und daraus ergeben sich auch die meisten Probleme bezüglich Facebook – in der Regel sieht jemand einen Inhalt (Statusmeldung, Foto, Video, u.ä.), den er eigentlich nicht zu Gesicht bekommen dürfte.