Das Akku-Dilemma: Bis Smartphones länger halten, werden leider noch Jahre vergehen

Symbol der Verzweiflung. © Screenshot

Symbol der Verzweiflung. © Screenshot

In einer digitalen Überflussgesellschaft, in der man sich quasi alles (vom Tinder-Date über ein Uber-Taxi bis zum Spotify-Stream) per Smartphone besorgen kann, gibt es eine große Einschränkung: die Akkulaufzeit, ergo Zeit. Je zentraler mobile Computer in unserem Leben werden, desto abhängiger werden wir von Steckdosen. Wer diese harte Nuss knackt, könnte Milliarden machen.

Die Lithium-Ionen-Batterien, die heutige Smartphones antreiben, haben sich seit ihrer Markteinführung 1991 (Sony brachte damals die Hi8-Videokamera “CCD TR 1“ auf dem Markt) kaum verändert, während Prozessoren, Speicher, Displays oder Kameralinsen immer kleiner, schneller, besser und günstiger wurden. Auf Flughäfen, in Cafés, in Bibliotheken – überall versuchen Menschen heute, ihre Taschen-Computer aufzuladen und mit neuer Energie zu befüllen. So genannte Phablets (also übergroße Smartphones wie das iPhone 6 Plus) haben auch deshalb den Markt erobert, weil ihre größere Bauweise mehr Platz für den Akku bietet, doch noch ist die Hightech-Branche der “Always on“-Generation richtige Innovationen schuldig.

Problem wird umgangen

Stattdessen werden Konsumenten Smartphone-Hüllen mit Extra-Batterie oder kleine Powerpacks für unterwegs verkauft, und Apple und Google haben in die neuesten Versionen ihrer mobilen Betriebssysteme (iOS 9 bzw. Android) Funktionen zum Stromsparen integriert. “Android M“ etwa soll um 100 Prozent effizienter als sein Vorgänger “Lollipop“ laufen und dank Doze-Feature schneller in den Standby-Modus wechseln können, iPhones sollen ab Herbst dank Software-Update eine Stunde länger laufen können als bisher. Echte Problemlöser sind das aber alles nicht – weiterhin wird man nicht umhin können, sein Smartphone jede Nacht an die Steckdose zu hängen.

Der Apple-Rivale Samsung will jetzt einen Durchbruch in der Akkuforschung geschafft haben: Indem Silizium-Nanopartikel mit Graphen beschichtet werden, soll die Batterielaufzeit um 1,5 bis 1,8 Mal verlängert werden können – ein Smartphone könnte dann statt einem, zwei Tage lang ohne Aufladen laufen. Marktreif soll die Technologie aber erst in zwei bis drei Jahren sein, erst dann können sich Konsumenten auf entsprechende Geräte freuen.

Samsung ist natürlich nicht die einzige Firma, die weiß, wie wichtig das Thema ist – wer es schafft, mobile Geräte länger “leben“ zu lassen, der wird sich bei immer ähnlicher werdenden Smartphones deutlich von der Konkurrenz unterscheiden können. An der Universität Stanford wird derzeit an einer Aluminium-Ionen-Batterie getüftelt, die sich sehr schnell laden lassen kann, eine lange Lebensdauer hat und außerdem sehr günstig ist. “We have developed a rechargeable aluminum battery that may replace existing storage devices, such as alkaline batteries, which are bad for the environment, and lithium-ion batteries, which occasionally burst into flames“, so Stanford-Professor Hongjie Dai. Zudem ist der Akku biegsam und könnte so in flexiblen Geräten oder gar in smarten Kleidungsstücken untergebracht werden. Am Ziel ist man aber auch hier nicht – noch liefert die Aluminium-Ionen-Batterie nicht so viel Spannung wie die derzeit gängige Lithium-Ionen-Batterie.

Start-ups wollen mitreden

Das Rennen um die beste Batterie ist ein globales geworden: Das israelische Start-up StoreDot kann mit seiner Technologie ein Smartphone in 30 Sekunden aufladen und will Ende 2016 auf den Markt gehen, angeblich haben Samsung und der russische Oligarch Abramowitsch investiert. Geplant ist außerdem ein Elektroauto, das sich in drei Minuten laden lässt, was die Vorbehalte gegen das noch langsame Laden von E-Autos entkräften könnte. Weiters hat Dyson etwa 15. Mio. US-Dollar in die Jungfirma Sakti3 (ein Spin-off der Universität Michigan) investiert, deren Lithium-Ionen-Batterie doppelt so viel Energie wie ein herkömmlicher Akku speichern kann, und das US-Unternehmen Solid Energy verspricht doppelte Speicherkapazität bei gleich großen Akkus. Aus Japan kommt die wohl außegewöhnlichste Idee: Die Firma Fuji Pigment will einen Aluminium-Luft-Akku entwickelt haben, den man einfach auflädt, in dem man normales oder Salzwasser einfüllt. Mögliches Einsatzgebiet: Elektroautos.

Dieser Artikel ist zuerst
auf Netzpiloten.de erschienen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>