Am eigenen Leib getestet: Das Start-up Outfittery nimmt Männern das Shoppen ab

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Nenn` es Klischee, aber ist nun mal so: Nur der Gedanke an Einkaufszentren, Shopping-Straßen und Mode-Läden lässt es mir kalt über den Rücken laufen. Ich bin einer jener Männer, die Shoppen gehen nicht als tolle Freizeitbeschäftigung, sondern als lästige Pflicht sehen. Umso mehr, weil ich von Trends keine Ahnung habe – außer vielleicht, dass karierte Hemden nicht mehr ganz der letzte Schrei sind. Deswegen ist es umso interessanter, dass man diese Last jetzt ins Internet auslagern kann. Denn die ehemaligen Zalando-Mitarbeiterinnen Anna Alex und Julia Bösch haben eine spannende Marktlücke entdeckt, die sie mit Outfittery gegen Konkurrenten wie Modomoto verteidigen: so genanntes “curated shopping”. Anstatt eine Liste an Produkten ins Web zu stellen und sie von den Kunden bestellen zu lassen, übernehmen Style-Experten die Auswahl der Outfits und schicken eine hübsche Kiste nach Hause. Bezahlt wird nur das, was man behalten will.

Persönlicher Modeberater
“Ich hab´ jetzt einen persönlichen Modeberater, der mir diese neuen Schuhe und die Jacke ausgesucht hat”, prahlte ich kürzlich gegenüber einer guten Freundin. Im nächsten Satz musste ich zwar relativieren, dass der “nur” Mitarbeiter von Outfittery ist, hatte aber trotzdem ihre volle Aufmerksamkeit. Denn das Konzept des Online-Shops ist spannend: Anstatt dem Kunden die Qual der Wahl zu geben und tausende Kleindungsstücke online zu stellen, übernehmen die Mitarbeiter die Auswahl. In meinem Fall Timo, der mir eine Box mit Schuhen, Herbstjacke, Hosen, Pullover, T-Shirts und Boxershots zusammenstellte – und meinen Geschmack hervorragend getroffen hat.

Personalisierung steht im Fokus
Dass Outfittery so gut erraten hat, welche Kleidung ich gerne trage, ist zu einem guten Teil mir selbst zu verdanken. Denn die Webseite fragt den Besteller einer Box sehr detailliert über bevorzugten Kleidungsstil, Lieblingsfarben und Größen aus, weist auf Basis dieser Daten einen Style-Experten zu, der dann am Telefon noch einmal abklärt, was man gerne haben möchte. Das geht so weit, dass man sich bereits beim Gespräch zwischen Rund- oder V-Kragen, Jeans oder Chinos und engen und weiten Unterhosen entscheidet. Auch mein – übrigens sehr netter – Berater Timo überließ am Telefon nichts dem Zufall.


Beweisfoto: Meine Outfittery-Box

Zahlen, was man behalten will
Dementsprechend gut bestückt trudelte dann zwei Wochen nach Bestellung (der Versand nach Österreich dauert offenbar etwas länger) die Outfittery-Box ein. Im hübschen Design, ansprechend verpackt und gar mit einer handgeschriebenen Grußkarte von Timo versehen, war der erste Eindruck sehr gut. Das Anprobieren der aufeinander abgestimmten Kleidungsstücke machte zu Hause gleich richtig Spaß – Timo erlaubte sich keinen Fehler bei der Auswahl. Spannend an Outfittery ist, dass man einmal mit Marken (z.B. Ben Sherman, Selected, Zign) und Stilen (z.B. Chino-Hosen) in Berührung kommt, die man beim Shoppen gehen links liegen gelassen hätte.

Schnäppchen gibt es keine
Von den zwölf zugeschickten Kleidungsstücken habe ich gleich sieben behalten. Zu den Preisen: Schnäppchen sind es definitiv keine, aber angesichts der renommierten Marken (z.B. Boss, Diesel, Bench, Jack & Jones, Tom Tailor) gehen die
Preise in Ordnung – in Wien würde ich die Stücke kaum billiger bekommen (btw: Versandgebühren zahlt man keine, generell zahlen kann man mit Kreditkarte oder Banküberweisung). Die Stücke, die ich nicht behalten wollte, gingen per Retour-Box zurück an Outfittery, wobei sich die Macher etwas Besonderes ausgedacht haben. Man kann die Box mit Altkleidung füllen, die an die Caritas gespendet werden – eine sinnvolle Füllung für ein ansonsten halbleeres Paket, und man erspart sich selbst wieder den Gang zur Altkleidersammlung.

Guter Gesamteindruck
Ob das Geschäftsmodell langfristig aufgeht, bleibt abzuwarten. Die Idee, große Überraschungspakete an Kunden zu schicken, ist riskant. Die Klamotten auf einander und den Geschmack des Kunden abzustimmen, ist dabei essenziell – im Schnitt werden 300 Euro pro Bestellung ausgegeben. Bei mir hat der Paket-Trick funktioniert: Im Einkaufszentrum hätte ich nie sieben Stück gekauft. Insgesamt kann ich für Outfittery eine Empfehlung aussprechen. Der Dienst funktioniert fast reibungslos, die zugeschickte Kleidung ist top und passte, und auch die Kommunikation mit Timo lief super. Nur beim Marketing könnte Outfittery ein wenig vom Gas geben: Die SMS, ob ich nicht gleich eine Box mit Herbstmode bestellen will, war dann doch ein wenig zu aufdringlich.