Android Auto vs. CarPlay: Google und Apple machen das Auto zum Smartphone-Zubehör

Android Auto soll den Fahrer nicht ablenken. Beifahrer sollten sich ein Beispiel nehmen. © Google

Android Auto soll den Fahrer nicht ablenken. Beifahrer sollten sich ein Beispiel nehmen. © Google

Virtual Reality, das Internet of Things, ein mobiles Bezahlsystem, smarte Kleidung und eine neue Android-Version: Google hat auf seiner Hauskonferenz I/O in San Francisco eine ganze Reihe an neuen Produkten vorgestellt, die ganz klar auf die meisten großen IT-Trends einzahlen. Wann das alles beim Konsumenten ankommen wird, muss man erst einmal abwarten. Eine Sache, mit der Verbraucher aber sehr bald konfrontiert werden, ist Android Auto.

Bald auch in Deinem Neuwagen

Bereits auf der I/O 2014 angekündigt, kommt das für Kraftfahrzeuge optimierte mobile Betriebssystem jetzt so richtig in die Gänge: Erste Hyundai-Modelle, die Android Auto integriert haben, können US-Bürger bereits erstehen, auch Audi, Chevrolet und VW haben auf der Konferenz erste Demofahrzeuge ausgestellt, in denen Besucher die Software testen konnten. In den kommenden Wochen und Monaten wollen diese drei Hersteller erste Wägen in verschiedenen Märkten zum Verkauf anbieten. Insgesamt wollen 35 Autohersteller – u.a. auch Alfa Romeo, Ford, Honda, Jeep, Kia, Nissan, Opel, Peugeot, Renault, Seat, Suzuki oder Volvo – noch 2015 Modelle auf den Markt bringen, die Android Auto an Bord haben. Laut Google sollen nach den USA, Großbritannien und Irland auch Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien ausgerollt werden.

Android Auto ist dabei aber nicht die zentrale Software, die sämtliche Systeme im Wagen kontrolliert, sondern übernimmt nur die Rolle des Infotainment. Auf einem Display werden Google Maps, Benachrichtigungen (z.B. SMS), Musik oder Apps wie Spotify, Threema oder Skype angezeigt. Gesteuert werden diese und andere Funktionen über Knöpfe am Lenkrad bzw. per Stimmeingabe – wer Googles Voice Search schon einmal probiert hat, weiß,  dass das überraschend gut, aber auch nicht immer funktioniert. Der ganze Sinn dahinter: Der Lenker soll nicht mehr mit dem Smartphone, das mittlerweile oft per Bluetooth am Entertainment-System hängt, herumhantieren, sondern sich klarerweise aufs Fahren konzentrieren. Sein Handy muss er aber natürlich weiter im Auto parat haben, schließlich bezieht Android Auto mobiles Internet oder GPS über ein gekoppeltes Android-Smartphone (möglich ab 5.0 a.k.a. Lollipop) – für die vielen hunderten Millionen iPhone-Nutzer kommt das System gar nicht in Frage.

Games, Videos und Tastatur sind verboten

Aufwändigere Funktionen sollen nur im geparkten Auto bedienbar sein – wie das in der Praxis funktioniert, wird man sehen. Sicherheit schreibt sich Google jedenfalls groß auf die Fahnen, den Fahrer soll das System auf keinen Fall ablenken. So sind Videos und animierte Bilder verboten (v.a. für Entwickler, die Apps für Android Auto entwerfen), Werbung darf nur akustisch sein, E-Mails werden vorgelesen, auch die Notifications sind auf das Wesentliche reduziert – Facebook-Freundschaftsanfragen haben z.B. zu wenig Relevanz, um auf dem Display aufzupoppen. Auch ein Tastatur kann auf dem Display im Auto nicht eingeblendet werden, während das Fahrzeug in Bewegung ist, und Games sind sowieso verboten.

Für den Datensammler Google ist Android Auto ein weiterer Weg, den Nutzer in sein Ökosystem zu binden. Neben dem Android-Smartphone braucht man natürlich auch einen Google-Account, um die Software voll nutzen zu können – etwa, wenn man neue Apps laden möchte oder sich wichtige Adressen in Google Maps speichern will, die man oft ansteuert. Damit unterscheidet sich Google nicht wesentlich von seinem größten Konkurrenten Apple in dem Bereich: Auch CarPlay ist ans iPhone gebunden und funktioniert nur in Zusammenspiel mit den iPhone-Versionen 5, 5C, 5S, 6 und 6 Plus. Apple hat ebenfalls mit 34 Autoherstellern  – u.a. auch BMW und Mercedes – Deals geschlossen, damit diese CarPlay in ihre Wägen integrieren. Exklusiv sind diese Partnerschaften nicht, und dementsprechend wird man bei vielen großen Herstellern wie VW sowohl Googles oder Apples Infotainment-Paket bekommen. Was die Zukunft weisen wird, ist, ob sich die von den Autoherstellern bisher selbst entwickelten Infotainment-Systeme gegen die neuen Alternativen behaupten können.

Dieser Artikel ist zuerst
auf Netzpiloten.de erschienen.

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