Where the hell are you? Wiener Mobile-Start-up ortet Gesprächspartner von VoIP-Telefonaten

Wo zum Teufel steckst Du? Diese Smartphone-App gibt Auskunft. © Three Bee Peas

Wo zum Teufel steckst Du? Diese Smartphone-App gibt Auskunft. © Three Bee Peas

Jemanden am Telefon lang und breit erklären müssen, wo man gerade steckt, das soll künftig nicht mehr notwendig sein. Zumindest, wenn es nach dem in Wien ansässigen Start-up Three Bee Peas rund um Mitgründer Peter Riegler geht. Die Jungs habe ich am Web Summit in Dublin kennengelernt (ja, man muss manchmal weit reisen, um Österreicher zu treffen) und mir dort ihre App Where the hell are you? (derzeit gratis für iPhone und Android) zeigen lassen. Das Team besteht aus sechs Leuten, die das Projekt größtenteils in ihrer Freizeit vorantreiben. Gänzlich überzeugt bin ich noch nicht von der App, weil der Use Case begrenzt ist und der Service Privatsphäre-Fragen aufwirft, hier ist jedenfalls die Grundidee:

Wenn zwei Nutzer mit der App ein VoIP-Telefonat (dazu später mehr) führen, werden ihre aktuellen Positionen auf einer Karte angezeigt (Apple Maps am iPhone, Google Maps auf Android). So soll man sich etwa auf Festivals oder im Urlaub ersparen, dem anderen erklären zu müssen, wo man sich gerade aufhält. Eindeutig identifiziert wird der User über seine Telefonnummer, und wer der App Zugriff auf sein Adressbuch gibt, kann so einfacher Bekannte finden, die die App ebenfalls benutzen. Die Telefonate an sich sind kostenlos und in einer anständigen Tonqualität möglich – trotzdem soll sich „Where the hell are you?“ monetarisieren lassen.

In-App-Käufe und Fullscreen-Werbung

„Wir wollen in nächster Zeit durch In-App-Purchase von zusätzlichen Features Geld verdienen“, sagt Peter Riegler von Three Bee Peas. „Ein Beispiel:
Geplant ist etwa ein Pin, den der User auf der Karte setzen kann, um seinem Gesprächspartner einen Ort auf der Karte markieren zu können, und der Pin ist für beide sichtbar.“ Zusätzlich zu kostenpflichtigen Premium-Features soll es auch Werbung in der App geben. „Weiters planen wir die Anzeige eines Interstitials, also einer Fullscreen-Ad, nach einem beendeten Telefonat. Dies wir vor allem notwendig werden, um die laufenden Kosten für den VoIP-Service zu begleichen“, so Riegler.

Dass „Where the hell are you?“ überhaupt Internettelefonie („Voice over IP“, kurz VoIP) kann, ist eigentlich dem schwedischen Start-up Sinch zu verdanken. Dieses bietet anderen Firmen VoIP-Technologie an, die dann per SDK („Software Development Kit“) in fremde Apps eingebaut werden kann. Das Ganze ist so billig, dass Three Bee Peas für bis zu 25.000 monatlich aktive Nutzer bzw. 100.000 Gesprächsminuten gar nichts zahlen muss, danach sind 200 US-Dollar pro Monat fällig. Wenn die App-Nutzung explodiert und mehr als 200.000 monatliche Nutzer bzw. mehr als vier Millionen Minuten anfallen, kostet Sinch etwa 750 US-Dollar pro Monat. Diese Kosten will das Team der Three Bee Peas durch die Werbeeinnahmen decken.

Das Team von Three Bee Peas. © Three Bee Peas

Das Team von Three Bee Peas. © Three Bee Peas

Fragen der Privatsphäre und des Datenschutzes

Die Ortung der Gesprächspartner, die „Where the hell are you?“ anbietet, ist prinzipiell „Opt-in“. Beide Teilnehmer brauchen die App und müssen ihr Zugriff auf die Ortungsfunktionen geben. „Sind alle Lokalisierungs-Dienste aktiv (GPS, WLAN, etc.), ist eine relativ genaue Positionierung möglich“, erklärt Riegler. „Im freien mittels GPS ist es auf etwa 8 bis 10 Meter genau, in Gebäuden bei aktivem WLAN oft auf unter 70 Meter. Im Freien ohne GPS-Zugriff bzw. in Gebäuden ohne WLAN-Ortung ist meist nur eine sehr ungenaue Positionierung auf etwa 500 Meter genau möglich.“

Die Position bekommt der andere nur dann mitgeteilt, wenn er ein Gespräch annimmt. „Werde ich über die App angerufen und ich lehne das Gespräch ab oder hebe einfach nicht ab, bekommt der Anrufer keinerlei Standortinformationen. Sobald ich ein aktives Gespräch beende, wird immer automatisch auch das Location Sharing beendet.“, so Riegler. „In meiner Liste von vergangenen Gesprächen kann ich dann jeweils den zuletzt aktiven Standort meines damaligen Gesprächspartners abrufen, der zum damaligen Zeitpunkt lokal am Gerät gespeichert wurde.“

Kniffliger ist der Datenschutz. Da die VoIP-Gespräche über den Technologiepartner Sinch abgewickelt werden, sind diese derzeit nicht verschlüsselt, allerdings will Sinch dieses Feature bald nachreichen. Da „Where the hell are you?“ auch auf die eigene Kontaktliste am Smartphone zugreifen kann, stellt sich auch die Frage, was mit jenen Personendaten (Name, Telefonnummer) passiert, die die App nicht verwenden. „Wir verwenden zum Identifizieren und Matchen von Kontakten jeweils nur gehashte Informationen, die an unseren Server gesendet werden. Dieser vergleicht meine gesendeten Hashes mit denen von registrierten Usern und liefert mir diejenigen zurück, die ebenfalls auf “Where the hell are you” registriert sind“, sagt Riegler. „Lokal am Gerät kann dann der zugehörige Kontakt angezeigt werden.“ Das so genannte Hashen gilt allerdings nicht als perfekte Lösung, um Anonymität der User zu garantieren, sollten etwa die Server der Firma gehackt werden.

Zukunftsaussichten

Dass sich Three Bee Peas dazu entschieden haben, die User per Telefonnummer zu identifizieren, ist clever – auch meiner Meinung nach ist die Telefonnummer (und nicht etwa Facebook) die ID des mobilen Zeitalters, die die E-Mail ablösen wird. Ob die Lokalisierungsfunktion reicht, um sich von anderen VoIP-Apps zu unterscheiden, ist fraglich – schließlich soll man auch bald mit WhatsApp telefonieren können, das eine solche Funktion einfach einbauen könnte. Gut ist deswegen der Plan des kleinen Teams, nicht nur auf B2C-Geschäfte (Werbung, In-App-Käufe) zu setzen, sondern auch an B2B zu denken. „Hier bieten wir ab Mitte des Jahres Whitelabel-Lösungen unserer App an“, sagt Riegler. „Diese wollen wir im Bereich von Events, Outdoor-Sport-Aktivitäten (zB. für Ski-Gebiete) und Notfallmeldungen (Versicherung, Auto-Club, etc.) vertreiben.“

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