So geht Mobile News: Circa weist Medien den Weg in die Smartphone-Zukunft

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Mobile first, touch first, content first: In San Francisco hat sich eine kleine Firma auf Mobile News spezialisiert. Während Zeitungen in Europa meist von dem Kampf sprechen, die vielen Online-Inhalte auf den kleinen Smartphone-Displays unterzubringen, macht Circa die Not zur Tugend und schneidert die Nachrichten ganz gezielt auf den schnellen und einfachen Konsum unterwegs zu. Dabei entstehen Funktionen, die sich andere Medien genau ansehen sollten.

Ich probiere ja immer gerne mal neue Apps und Start-ups aus. Zum Beispiel die Messaging-App Snapchat (Bericht hier), den Android-Assistenten Google Now (Test hier) oder das Mode-Start-up Outfittery (Review hier). Doch eine App hat seit einigen Wochen einen Fixplatz auf dem Homescreen meines Smartphone: Circa. Kostenlos erhältlich für iPhone und Android, hat sich die junge Firma aus San Francisco auf Mobile News spezialisiert. Gegründet wurde Circa vom Ex-Journalisten Ben Huh, der Katzenbilder und andere Spaß-Meme mit dem Cheezburger Network groß gemacht hat, und Matt Galligan, der seine Firma Socialthing 2008 an AOL verkaufte. Zusammen mit einer kleinen Redaktion, die sich um den Globus verteilt, machen sie jetzt täglich Circa-News, und zwar ausschließlich in der Smartphone-App.

Als Nutzer kann man sich am Touscreen so sehr einfach durch die Themengebiete “Politics”, “World”, “United States”, “Technology” und “Science & Health” wischen, unter “Top Stories” finden sich die wichtigsten Geschichten zusammengefasst. Die Aufgabe des kleinen Redaktions-Teams ist es derzeit, nicht selbst zu recherchieren, sondern andere Quellen zu schnell konsumierbaren Artikeln zusammenzufassen. Dafür hat Circa drei Kernfunktionen entwickelt, die spannend sind.

1. Points: Die Artikel bei Circa setzen sich aus vielen kleinen “Points” zusammen, also Informationseinheiten, die zusammen genommen die Story bilden. Ein Point kann ein Bild, ein Video, ein Link, ein Tweet, ein Zitat, eine Ortsinformation, ein Absatz sein. Die Redakteure können etwa einen Ausschnitt der Google Maps passend zum Ort des Geschehens einbetten oder einen Tweet als Zitat einblenden. Die einzelnen “Points” können so auch für andere Artikel verwendet werden, aber noch viel wichtiger: Bei aktuellen Entwicklungen kann Circa bestehende Storys schnell um einen Point erweitern, wenn es eine neue Entwicklung gibt. Diese Strukturierung von Texten ist vor allem für Agenturjournalisten nichts neues, findet bei Circa aber einen neue technische Entsprechung. Die App-Macher sprechen von “object oriented journalism”, bei dem Nachrichten in ihre Einzelbestandteile zerlegt werden Motto (“we atomize news”).

2. Follow: Circa hat sich wie viele andere Firmen auch das Follow-Prinzip von Twitter zu eigen gemacht. Als Nutzer der App kann man so einer einzelnen Story folgen, z.B. der Haushaltsdebatte in den USA, Apples iPad-Präsentation oder den Snowden-Leaks. Das klingt ein wenig langweilig, ist es aber nicht. Denn während man auf Twitter Journalisten oder Medien folgt, die über verschiedene Storys tweeten, die nicht notwendigerweise immer interessieren, kann man Circa stark auf die eigenen Interessen zuschneiden und nur jene News abonnieren, die man spannend findet. Für die Circa-Redakteure sind die Follow-Zahlen zu einem Artikel wichtige Indizien, ob sie mit der Auswahl ihrer Storys richtig gelegen sind oder nicht – niedrige Follow-Zahlen bedeuten wenig Interesse am Thema.

3. Notifications: Aus dem Zusammenspiel von Points und Follow ergibt sich für Circa die Möglichkeit, Nutzer in Echtzeit über neue Entwicklungen zu Themen, die sie interessieren, per Push-Notificaiton zu informieren. Am Smartphone fühlt sich das quasi wie eine SMS an, die über neue Vorgänge alarmiert, und für Circa ist es möglich, die News schneller als andere Apps zu verbreiten. Die Funktion lässt sich natürlich auch abdrehen, nicht jeder ist ein News-Junkie, der in der Sekunde des Geschehens auch darüber informiert werden will.

Derzeit ist Circa gratis nutzbar und werbefrei – vor allem deswegen, weil namhafte Investoren wie Tumblr-Gründer David Karp, Path-Gründer Dave Morin oder WordPress-Initiator Matt Mullenweg insgesamt 2,4 Millionen Dollar Risikokapital in die App gepumpt haben. Interessanterweise will Circa die Nutzer künftig nicht zur Kasse bitten, sondern andere Geldquellen aufmachen. Zum einen Werbung, die nach dem derzeit hippem “Native Advertising”-Dogma möglichst harmonisch in den restlichen Content eingebettet werden soll, zum anderen über Lizensierungen der Software für andere Firmen.