Tablet im Tiefflug: Der iPad-Absatz leidet unter Phablets und langen Upgrade-Zyklen

Nicht der Überflieger, der es hätte sein sollen: Apples iPad. © Apple

Nicht der Tablet-Überflieger, der es hätte sein sollen: Apples iPad. © Apple

Apple hat gerade das erfolgreichste Geschäftsquartal aller Zeiten hingelegt, machte in Q1 2015 satte 18 Milliarden US-Dollar Gewinn und verkaufte 74,5 Millionen iPhones. Skeptiker, die das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus (hier meine Testberichte) zu groß, zu teuer, zu wenig innovativ fanden, wurden abgestraft – die breite Masse ist so bereit wie nie zuvor, 700 Euro aufwärts für ein Smartphone zu zahlen.

Der iWehmutstropfen
Doch wer suchet, der findet: In den neuen Apple-Quartalszahlen stecken auch Informationen, dass nicht alles optimal bei dem Konzern aus Cupertino läuft. Sorgenkind ist einmal mehr das iPad. Im Weihnachtsgeschäft verkaufte es sich um 18 Prozent schlechter als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum – „nur“ 21,4 Millionen Stück des Premium-Tablets gingen über den Ladentisch. Grafisch sieht die Entwicklung von iPhone- und iPad-Absatz dann so aus:

Die Gründe, warum sich das iPad nicht mehr so gut verkauft wie noch in den vergangenen beiden Jahren, sind vielfältig und sollten nicht auf eine einzige Ursache reduziert werden.

1. Phablets: Große Smartphones mit 5 oder noch mehr Zoll Bildschirmdiagonale sind natürlich eine Konkurrenz für Tablets. Wer braucht schon ein 5-Zoll-Gerät und ein 8-Zoll-Gerät, die beide mit 600 Euro plus zu Buche schlagen. Da die Leute nicht unbedingt reicher werden, entscheiden sich viele Konsumenten für ein Gerät, und da gewinnt immer das Smartphone.

2. Billige Android-Tablets: Das iPad ist eine teure Angelegenheit. Die beiden aktuellen Modelle – das Air 2 und das Mini 3 – kosten mindestens 490 bzw. 390 Euro, wer mobiles Internet und mehr Speicher will, legt schnell 200 Euro drauf. Dem gegenüber steht eine Vielzahl an Billig-Tablets mit Android, die man mittlerweile im Supermarkt kaufen kann. Um zu Hause auf der Couch ein wenig Second Screen zu haben, reicht auch ein günstiges Android.

3. Längere Upgrade-Zyklen: Kannst Du aus dem Stand den genauen Unterschied zwischen iPad Air und iPad Air 2 erklären? Nein? So geht es vielen Konsumenten. Während jeder ziemlich genau weiß, wie sich iPhone 5 und iPhone 6 unterscheiden, sind die Verbesserungen bei Tablets nicht jedem glasklar. Dementsprechend gering ist der Druck, ständig auf das neueste Modell upgraden zu müssen – weil das alte iPad tut es ja auch noch. Ein neues Smartphone kauft man sich alle ein bis zwei Jahre, ein neues Tablet eher nicht.

Fragliche Tablet-Zukunft
Apple hat 2014 eine Partnerschaft mit IBM geschlossen, über die man das iPad attraktiver im Business-Kontext machen will. Apple-Chef Tim Cook sieht das als große Chance, die Absatzzahlen des Tablets zu steigern, doch das werde einige Geschäftsquartale dauern. Derweil greifen Gerüchte um sich, dass der US-Konzern ein iPad Pro mit größerem Screen und Stiftbedienung produzieren könnte – wer weiß, ob Geschäftsleute und Digitalkreative auf so ein Gerät abfahren.

Was heißt das nun für Start-ups und digitale Medienmacher? Ganz einfach. Denke „Smartphone first„.

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